Philosophie an der Heinrich-Böll-Oberschule – eine Fachvorstellung aus Schülerperspektive
„Was darf ich hoffen?“, „Was kann ich wissen?“, „Was ist gut oder schlecht?“ Diese Fragen sind nur ein kleiner Teil dessen, was man im Fach Philosophie behandelt. Seit jeher befassen sich die Menschen mit diesen Fragen, wieso also nicht du?
Wusstet du nämlich, dass die wichtigste Eigenschaften eines Philosophen es ist, sich zu wundern und Dinge zu hinterfragen? Wenn du dich also in Menschen sowie Situationen hineinversetzen kannst, ohne Vorurteile Schlüsse ziehen kannst und bereit dazu bist, deinen Horizont zu erweitern, ist der Philosophiekurs die beste Wahl für dich.
Ich selbst habe mich für diesen Kurs im letzten Semester entschieden, da er zuvor noch nie an unserer Schule unterrichtet worden war und ich doch sehr neugierig darauf war, was ich in diesem Fach lernen würde. Der Philosophiekurs ermöglicht es einer Schülerin/einem Schüler, sehr viel über andere Sichtweisen der Welt zu lernen und somit eigene Standpunkte zu überdenken. Besonders in den Debatten, welche fast in jeder Unterrichtsstunde stattfinden, kann man seine Meinung ausdrücken sowie andere Positionen reflektieren und sich im gegebenen Fall sogar für eine andere Meinung entscheiden, wenn diese einen argumentativ überzeugt. Durch diese doch sehr offene Unterrichtsgestaltung, wird der behandelte Stoff niemals langweilig oder zu zäh, weshalb der Spaß und der Ansporn gute Noten zu erreichen, welche man durch Vorträge sowie gute Hausaufgaben ebenfalls verbessern kann, nicht abnimmt.
Im ersten Semester haben wir uns intensiv mit den Fragen von einigen Philosophen zum Thema „Was ist Philosophie“ und „Was ist philosophisches Denken“ sowie eigenen Kursfragen beschäftigen dürfen. Hierbei sind wir ebenfalls auf das Höhlengleichnis des griechischen Philosophen Platon aufmerksam geworden, welches das bekannteste Gleichnis zum Verständnis der Philosophie als Weg des Wissens aus der Antike ist. Dieses Gleichnis befasst sich mit Menschen, welche in einer Höhle leben und die Schatten, welche durch ein Feuer hinter ihnen projiziert wird, als die Wirklichkeit wahrnehmen, da sie nichts anderes kennen. Würde sich jedoch einer dieser Menschen aus der Höhle befreien und die wirkliche Realität sehen können, so würden die anderen diesem Menschen trotzdem nicht glauben, weil sie jenen nur als einen der vielen Schatten sehen würden. Im Endeffekt handelt es sich bei diesem Gleichnis um das Erwachen des eigenen Bewusstseins, da dieses Gleichnis vereinfacht verdeutlicht, dass wir als Mensch unsere Wirklichkeit niemals wirklich sehen außer wir befreien uns von den metaphorischen „Fesseln“ unseres eigenen Denkens. Dieses Gleichnis half uns in unserem Kurs einen guten Einstieg in das doch eher komplexe Fach der Philosophie zu finden.
Vor allem aufgrund solcher interessanten sowie vielschichtigen Unterrichtsinhalte habe ich mich ebenfalls für das Fach entschieden: Da es einen immer wieder fordert und das Hinterfragen der einzelnen Sichtweisen erweitert ebenfalls die eigene Sichtweise, was ich für mich als etwas sehr Positives aus dem Unterricht mitgenommen habe, weil ich über diese Themen auch noch nach dem eigentlichen Unterricht nachdenken musste.
Für die nächsten Semester würde ich gerne weitere philosophische Fragen debattieren, wie zum Beispiel: Existiere ich wirklich? Oder gibt es ein Schicksal? Aber einer der wichtigsten Aspekte für mich ist es, dass wir den Unterricht wie bereits jetzt weitestgehend mitgestaltet können in Form von Debatten oder eigenen philosophischen Fragen.
Von Gina Ludwig, 2. Semester (12. Klasse)
Philosophie – Kann sie es lösen, das Rätsel um das Geheimnis des Mysteriums?
Seit Anbeginn der Zeit treffen die verschiedensten Ansichten zu Fragen wie Was kann ich wissen?, Was soll ich tun?, Was darf ich hoffen?, Was ist der Mensch? aufeinander. Dispute zwischen Herrschern, Streitigkeiten unter Nachbarn und der Krieg der Geschwister sind nur kleine Teile eben dieser Konflikte. Doch wer genau vermag diese verschiedenen Sichtweisen zu ergründen und sich ein Bild aller Seiten zu machen?
Die Antwort findet sich in der Geschichte der Menschheit! Bereits berühmte Personen der Historie wie Platon oder Sokrates begannen diese Fragen zu ergründen. Auch heute empfinden viele Menschen die Antworten auf diese großen Fragen als reizvoll und streben danach, die unendlichen Abgründe des menschlichen Denkens zu erforschen. Doch wer genau war Platon? Zusammengefasst kann man seine Berufung als Philosoph benennen. Aber was genau ist ein Philosoph? Was ist die Philosophie? Und was muss ein Philosoph für eine besondere Eigenschaft mitbringen?
Kurz gesagt muss ein Philosoph, also ein „Weisheitsliebender“, in der Lage sein, sich zu wundern. Die spannenden Fragen des Lebens zu beantworten und zu beleuchten ist das erklärte Ziel der Wahrheitssucher unserer Gesellschaft. Doch bereits in der Schule wird heutzutage begonnen, die Anfänge solcher Weichen zu legen. Fragen wie „Was können wir wissen?“, „Was bedeutet philosophieren?“ oder „Was ist der Mensch?“ werden bereits zu Beginn hinterfragt.
Genau wie es geschulte Philosophen tun, wird hier damit begonnen, auf Fragen Antworten zu finden. Nicht nur die Fragen nach dem „Warum?“ oder dem „Was genau…?“ stehen hierbei im Vordergrund. Auch die Anschauung verschiedener Blickwinkel wird angestrebt, sodass versucht wird, jeden Teil des großen Ganzen zu verstehen. Philosophen sind nicht bereit, Fakten unreflektiert anzuerkennen und stellen jegliche neue und alte Erkenntnisse infrage. So könnte man denken, dass die großen Fragen wie „Was passiert nach dem Tod?“, „Wie lange existiert die Galaxie?“ oder auch das ganz simple „Was ist der Mensch?“ nie beantwortet werden können. Dennoch streben die Philosophen danach, die Antworten auf solche Fragen zu finden.
Als einer der großen und bekannten Philosophen brachte Platon uns eine Interpretation des Wissenserwerbs anhand philosophischen Denkens näher. Er zog einen Vergleich zwischen dem Verstand des Menschen und dem Prinzip des in einer Höhle Gefangenen. Sieht der Gefangene all die Zeit von seiner Position aus nur die Schatten eines Gegenstandes geformt durch das Licht eines menschengeschaffenen Feuers, so ist der Schatten seine Realität. Beginnt er jedoch sich zu wundern, zu hinterfragen, was genau diese Realität erschaffen mag, drehte er dadurch angetrieben seinen Kopf, so sähe er einer neuen Erkenntnis entgegen. Seine Realität würde erweitert. Erkenne er nun den Schatten noch nicht als solchen, würde sein Wissen durch Neugier nun bereichert. Durch den neuen Blickwinkel vermöge er womöglich sogar den Ausgang der Höhle zu entdecken. Dennoch würde ihm die Realität draußen (d.h. die Sonne, der Himmel etc.) solange fremd bleiben, bis er es schafft, aus den metaphorischen Fesseln auszubrechen und ein neues Phänomen zu hinterfragen. Erkenntnis erlangt der Mensch durch Fragen! Erkenntnis erlangt der Mensch durch das Nachgeben eines natürlichen Dranges.
Innerhalb von einem Semester, in dem dieser Kurs bisher für uns angeboten wurde, wurde schnell deutlich, dass Philosophie mit anderen Unterrichtsfächern nur im Bereich der Dauer und der Notengebung wirklich übereinstimmt. Während hin und wieder bekannte Vorgehensweisen wie Mindmaps oder auch Placemats verwendet wurden, ist ein Großteil des Unterrichtes vom mündlichem Austausch geprägt. Neben zahlreichen Debatten und Diskussionen wird auch die Theorie hinter der Wissenschaft, die uns nähergebracht werden soll, nicht vernachlässigt. Aussagen werden in diesem Kernbereich stets von einer definierten Logik begleitet, die es uns einfacher macht, Behauptungen und Thesen in ihre Bestandteile zu zerlegen. Im Grunde lässt sich also sagen, dass die Philosophie auf dem Austausch innerhalb des Klassenraums aufgebaut ist und keinen Platz für reine Schulbuch-Fakten lässt.
Besonders interessant stellte sich die momentane Thematik des zweiten Semesters heraus. Unter der großen Frage „Was ist der Mensch?“ wurde das Totengericht der Ägypter näher beleuchtet. Durch das Abwiegen des Herzes gegenüber einer Feder wurde entschieden, welches Schicksal einen Menschen nach dem Tode erwartet. Neben der weitreichenden Götterwelt, wurde somit ein Themengebiet, welches für viele als Tabu gilt, behandelt: Das Leben nach dem Tod. Was für Werte gelten in einer solchen Zeit? Was macht gute Menschen aus und was erwartet einen? All das sind Fragen, mit denen dieser Themenbereich einen ringen ließ und welche in einem stetigen Kreislauf aus Fragen zu ergründen versucht werden. Passend zu dem Kreislauf und der unergründlichen Tiefe der Antworten war auch das bereits erwähnte Höhlengleichnis Platons im ersten Semester eine fesselnde Thematik, die erst einen illustrierten Einblick darauf bot, wie der Mensch sich lange Zeit im Dunkeln fortbewegte, was er alles nicht wusste und wohin uns das Wundern erst brachte.
Als abschließende Erwähnung sollten hier mögliche Themen für den zukünftigen Verlauf des Unterrichtes aufgelistet werden. Die nächsten Semester beinhalten die Fragen „Was kann ich wissen?“ (Erkenntnis und Wahrheit) sowie „Was darf ich hoffen?“ (Sein und Werden). Zu diesen Themen lässt sich eine lange Liste möglicher Themen erschließen. Dennoch steht momentan die Frage nach der Existenz einer Wahrheit im Vordergrund. Was bedeutet die Wahrheit? Gibt es sie überhaupt? Können wir als Philosophen die „Wahrheit“ erkennen oder ihr nachgeben? Diese Fragen sind in einer großen Spannweite vertreten. Dennoch sind auch Fragen wie „Wie wird unsere Zukunft?“, „Was werden Menschen in ein paar Jahrhunderten über diese Zeit denken?“ oder auch „Was wird aus der Philosophie?“ nicht außer Acht zu lassen.
Alles in allem lässt das Fach die Hoffnung auf kleine Erkenntnisschritte in einem großen Wirbelsturm der Fakten aufblühen wie die Knospen eines jungen Kirschblütenbaums.
Von Michelle H. Jettkowski, 2. Semester (12. Klasse)